Informationsfahrt der Ausschussgemeinschaft ÖDP/PIRATEN nach Würzburg

Um einen Eindruck des Wirkungskreises und der Arbeit anderer Bezirke zu bekommen, besuchte die Ausschussgemeinschaft ÖDP/PIRATEN im Juli 2016 den Bezirk Unterfranken.

Vom 24.07.16 bis 28.07.16 hatten die Bezirksräte/rätinnen Johanna Schildbach-Halser, Martina Wenta und Tobias Ruff Gelegenheit, in Würzburg die Arbeit des Bezirkstages Unterfranken kennenzulernen. Gleich am ersten Tag führte sie der City-Train durch die Altstadt womit ein erster Eindruck der Stadt vermittelt wurde. Im Anschluss entführte Herr Dr. Mauritz, Verantwortlicher für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Bezirkstages, die Ausschussgemeinschaft auf eine individuelle Tour durch Würzburg. Bekannte Sehenwürdigkeiten wie die Steinerne Brücke und das Julius Spital wurden besucht und der studierte Poltikwissenschaftler gab zudem einige Insidertips.

Der zweite Reisetag stand ganz im Zeichen der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Der Bezirk Unterfranken ist Träger der Intensivstation für Kinder und Jugendliche in der KJPPP (Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie) des Universitätsklinikums Würzburg. Hier werden junge Menschen versorgt, die aufgrund von Selbst- oder Fremdgefährdung einer intensiven, geschlossenen Betreuung bedürfen. Die AG hatte die Möglichkeit, die Räumlichkeiten zu besichtigen und mit den jungen Menschen zu sprechen. Der Klinkleiter Dr. Romanos berichtete in einem interessanten Vortrag und einer angeregten anschliessenden Diskussion über seine Arbeit und Forschung in Würzburg und die Kinder- und Jugendpsychatrie im Allgemeinen. Die Forschung an der Uniklinik bezieht sich beispielsweise auf die Wirkung auf Erwachsene, wenn diese im Kindesalter an psychischen Erkrankungen leiden. Beispielhaft führte Dr. Romanos den Weg eines ADHS kranken Kindes über Verhaltensauffälligkeiten in der Schule, Isolation im Jugendalter, daraus resultierende Depressionen und einen eventuellen Suidzid im Erwachsenenalter auf. Er betonte, dass das Suizidrisiko bei Erwachsenen, die als Kind an ADHS erkranken, um bis zu sechs mal höher ist, als in der nicht erkrankten Vergleichsgruppe. Dies ließe sich auf viele Krankheitsbilder übertragen, so Dr. Romanos. Zudem wies er auf die starke erbliche Komponente vieler psychischer Erkrankungen hin. Dementsprechen liegt der therapeutische Schwerpunkt auf der Verhaltenstherapie, die weniger nach „Schuldigen“ oder Uraschen sucht, sondern nach Lösungen für die konkrete Situation bzw. die Erkankung.

Nach kurzer Fahrt zur „Klinik am Greinberg“ konnte auch diese von den Bezirksräten/rätinnen besucht werden. Die Spezialklinik behandelt Kinder und Jugendliche mit Behinderung, die psychisch erkranken. Die gesamte Bandbreite und alle Schweregrade kinder- und jugendpsychiatrischer Erkrankungen ist der klinischen Behandlung zugedacht. Die Diagnostik erfolgt multiaxial, bezieht also sowohl die persönliche Geschichte des jungen Patienten, seine bisherigen Befunde als auch seine somatischen Beschwerden mit ein. Dies sei besonders wichtig, da die jungen Patienten oft nicht in der Lage sind ihre Symptome genau zu schildern. Er berichtete von einem Jungen, der mit sehr aggressiv eingeliefert wurde und scheinbar grundlos um sich schlug. So stark, dass er schließlich fixiert werden musste. Der psychische Zustand schien sich stark verschlechtert zu haben. Die somatische Untersuchung ergab schließlich jedoch einen zu hohen Hirndruck, dessen Beseitigung auch zu einer Normalisierung des Verhaltens führte. Bei einem kleinen Imbiss in der Klinik hatten die Besucher dann noch Zeit Gespräche mit weiteren Ärzten und Mitarbeiter zu führen. Nicht ungehört bliebt der Apell der Angestellten, die Kinder- und Jugendpsychiatrie möge mehr in die Aufmerksamkeit von Studium und Lehre und somit auch der Öffentlichkeit gerückt werden.

Am Nachmittag empfing das Herr Mengler, Weinfachberater des Bezirks Unterfranken, die Oberbayern im Bezirkstagsgebäude. Der Vortrag über die umfängliche Arbeit der Weinfachberatung sowie der fränkischen Weine im Allgemeinen wurde durch eine Weinverkostung versüßt. Herr Mengler stellte die Aufgabengebiete der sog. „Fachberatung für Kellertechnik und Kellerwirtschaft“ dar. Hauptanliegen des Bezirks sei es, den fränkischen Weinanbau zu fördern und zu unterstützen. Der direkte Kontakt zu Winzern, Kellermeistern und Betriebsleitern sei ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Fachberatung.

Doch auch der kulturelle Teil durfte am dritten Tag der Exkursion nicht zu kurz kommen, und so wurde die berühmte Würzburger Residenz besichtigt. Dabei lernten die Teilnehmer der Ausschussgemeinschaft die imposante Inneneinrichtung mit ihren vielen Wand- und Deckengemälden sowie den einzigartigen Spiegeln kennen. Auch die Dokumentation über die schweren Zerstörungen während der Luftangriffe im zweiten Weltkrieg und den Wiederaufbau nach dem Krieg war äußerst beeindruckend.

Nachmittags stand der Besuch der Dr.-Karl-Kroiss Schule auf dem Programm. Die Förderschule mit dem Förderschwerpunkt hören führt die Kinder bis zur mittleren Reife. Auf dem weitläufigen Areal der Schule befinden sich Grundschule, Mittelschule, Mittagsbetreuung, eine Schulvorbereitende Einrichtung sowie diverse Hilfs- und Beratungsangebote. In kleinen Klassen von maximal 12 Schülern (meist nur 7-8) werden die Kinder mit und ohne Hörbeeinträchtigung in freundlichen Klassenzimmern unterrichtet. Als oft „vergessene“ Zielgruppe hat die Schulleitung besonders auch die nicht hörgeschädigten Kinder von hörgeschädigten Eltern im Auge. Die Schulleiterung Frau Bärbel Schmid und der Verwaltungsleiter Heiko Lörner beantworteten die vielen Fragen zum Schulleben und führten anschliessendend durch das Gelände. Die gute Zusammenarbeit mit den Berufsbildungwerken wurde betont. Dass Integration auch „andersherum“ funktionieren kann zeige sich an den nicht hörgeschädigten Kindern, so die Schulleiterin. Diese profitierten von den kleinen Klassen und der umfassenden Betreuung. Schade sei es, dass viele Kinder und Jugendliche das angrenzende Internat (nicht in Trägerschaft des Bezirks) nicht nutzen und weite Wege in Kauf nähmen um jeden Tag zur Schule zu fahren.

Der Abend war einer Ausschussgemeinschaftssitzung vorbehalten.

Nach drei interessanten Tagen endete die Informationsfahrt von ÖDP und PIRATEN schließlich am Mittwoch. Das gemeinsame Frühstück diente einem Resümee der Fahrt. Einig waren sich alle darin, dass der Bezirk Unterfranken großartige Arbeit leistet und somit den Oberbayern in nichts nachsteht.


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